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Feuer, Fluten, Hagelwetter. Über die Geschichte der Naturkatastrophen in Baden-Württemberg“

Am Freitag, den 31. März 2017, um 19:30 Uhr, stellte Thomas Adam sein gleichnamiges Buch im Kulturhaus Sachsenheim vor. Adam, der Museumsleiter in Bruchsal und Autor zahlreicher Bücher zur südwestdeutschen Regionalgeschichte ist, las und sprach über die folgenschwersten Ereignisse der letzten Jahrhunderte sowie über die kulturhistorischen Veränderungen, die schwere Unwetter, Überschwemmungen und Erdbeben im Südwesten nach sich gezogen haben.

Wovor ist den Baden-Württembergern bange? Eine statistisch gesicherte Antwort auf diese Frage lautet: Sie haben Angst vor einer steigenden Zahl und Intensität von Naturkatastrophen im Ländle. Repräsentative Umfragen der Jahre 2012 und 2014 zeigen, dass keine Bevölkerung eines deutschen Bundeslandes sich mehr vor zunehmenden Naturgewalten fürchtet als gerade die Menschen im Südweststaat. Fast zwei Drittel machen sich Sorgen wegen den Folgen von Extremereignissen. Und auch nur hier, unter allen sechzehn Bundesländern, rangiert diese Furcht überhaupt vorne auf einem Spitzenplatz.

Ganz von der Hand zu weisen sind derlei Ängste keineswegs. Gewiss nehmen sich die von Naturgewalten herbeigeführten Verwüstungen im Südwesten bescheiden aus gegen das Schicksal unzähliger Menschen, deren Leben während der letzten Jahrzehnte in anderen Erdteilen durch Überschwemmungen, Beben und Tropenstürme ausgelöscht wurden. Trotzdem: Eine Insel der Seligen ist Baden-Württemberg dennoch nicht. Das höchste Hagelrisiko in ganz Deutschland besteht im Schwarzwald-Baar-Kreis, die Witterungsbedingungen der Oberrheinebene begünstigen das unheilvolle Auftreten sogenannter Superzellengewitter, den Raum zwischen Straßburg und Heidelberg wurde schon 1917 als eine regelrechte „Tornado-Allee“ bezeichnet. Erdstöße erschüttern regelmäßig Teile von Baden-Württemberg, die Schwäbische Alb gehört zu den seismisch aktivsten Gebieten diesseits der Alpen, und das Dreiländereck um Basel hat durch ein Jahrtausendbeben im Oktober 1356 einen festen Platz in der ewigen Katastrophenstatistik sicher. Im Norden war das Maintal während der Magdalenenflut vom Juli 1342 Szenerie eines der gewaltigsten europäischen Hochwasser im Binnenland.

„Solche Naturkatastrophen“, sagt Thomas Adam, „haben unsere Kulturentwicklung vielfach beeinflusst. Denn extreme Ereignisse dieser Art sind dem Menschen eine Zumutung – er würde sie und ihre Gewalt nur allzu gerne ausschalten.“ Und dies auch noch im 21. Jahrhundert, denn Naturkatastrophen, so Adam, seien immer wieder der ungeliebte Beweis dafür, dass die natürliche Umwelt sich auch von einer noch so hochtechnisierten Zivilisation nicht vollständig beherrschen lässt.

Auch der nordwürttembergische Raum war in der Geschichte immer wieder von schweren Unwettern betroffen, an etlichen alten Hausmauern finden sich eingemauerte Zeichen, die den Hochwasserstand bei außerordentlichen Überschwemmungen markieren. Enz und Neckar traten wiederholt über die Ufer, vergleichbare Gefährdungen sind auch gegenwärtig keineswegs gebannt. Zu den weiteren historischen Themen des Vortrags gehören Hagelschläge, Naturgewalten wie der Pforzheimer Tornado 1968, die Erdbeben um Tübingen im 17. Jahrhundert und verheerende Ortsbrände wie in Vaihingen 1617.

 
 
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